Was hat Ostern mit Mathematik zu tun?

.....und was ist eine "Osterformel"?

Ostern hat tatsächlich sehr viel mehr mit Mathematik am Hut, als so manch´ einem Schüler lieb wäre!

Denn der Ostertermin kann nur mit Hilfe astronomisch-mathematischer Berechnungen gefunden werden!

 

Und zwar sowohl in den westlichen katholischen und evangelischen Kirchen, als auch in den östlichen orthodoxen.

 

Das jeweils richtige Osterdatum finden??

 

Fast so spannend, wie Ostereier suchen……

Da gibt es zuerst einmal die verschiedenen Kalenderrechnungen, die der Berechnung des Oster Termins vorausgehen, nämlich den julianischen Kalender und den gregorianischen Kalender

Der julianische Kalender, der von Julius Caesar  im Jahr 45 v. Chr. eingeführt wurde, wurde seit dem 16. Jahrhundert Schritt für Schritt von dem neueren gregorianischen Kalender abgelöst. Im kirchlichen Bereich wird er aber von den orthodoxen Kirchen auch heute noch als Grundlage zur Berechnung des Oster Termins verwendet. Von 1900 bis zum Jahr 2099 besteht zwischen den Kalendern ein Unterschied von 13 Tagen (der julianische Kalender liegt 13 Tage hinter dem gregorianischen Kalender)

Der gregorianische Kalender wurde im 16. Jahrhundert n. Chr. von Papst Gregor VIII. eingeführt. Da der julianische Kalender im 16. Jh.  dem Jahreslauf der Sonne bereits 10 Tage hinterherhinkte und dadurch, vereinfacht gesagt 10 Kalendertage „fehlten“, wurde der flexiblere gregorianische Kalender, wenngleich zu Beginn auch zögerlich, nach und nach von den katholischen Kirchen angenommen.

Durch die zeitliche Diskrepanz zwischen dem julianischen Kalender und dem Sonnenjahr, verschoben sich sowohl der astronomische Frühlingsanfang, als auch der erste Frühlingsvollmond, so dass es zunehmend schwieriger wurde, das von diesen beiden Daten abhängige Osterdatum richtig zu berechnen.

Im Konzil von Nicäa im Jahre 325 n. Chr. war unter anderem festgelegt worden, dass Ostern nach Frühlingsbeginn  und am Sonntag nach dem jüdischen Pessach-Fest zu feiern sei. In der Zeit Julius Cäsars war der Frühlingsanfang auf den 23. März gelegt worden. Durch den gregorianischen Kalender wurde er nun, wie auch bereits 325 n. Chr., wieder auf den 21. März festgelegt.

 

Warum aber gibt es auch noch ein unterschiedliches Datum zwischen den West- und den Ostkirchen?

Weil die orthodoxen Kirchen (Ausnahme die finnische), das Osterfest nach wie vor nach dem julianischen Kalender berechnen. Und da dieser einen anderen Frühlingsbeginn nennt, als der gregorianische, verschieben sich natürlich auch der erste Frühlingsvollmond und der darauf folgende Sonntag. 

Und noch eines kommt hinzu: Nämlich die im Konzil von Nicäa getroffene Vereinbarung, Ostern dürfe nicht vor dem jüdischen Pessachfest liegen.

 

Für dieses Jahr, also 2017, sähe die Berechnung für das griechisch-orthodoxe Osterfest dann folgendermaßen aus:

Frühjahrsanfang: 21. März

Darauffolgender Vollmond: 25. März

Darauf folgender Sonntag: 26. März

 

Ohne also die im Konzil von Nicäa getroffene Vereinbarung zu berücksichtigen, hätte Ostern in Griechenland  dieses Jahr bereits am 26. März sein können. Da aber das Pessachfest dieses Jahr erst am 11. April beginnt und der nächste Sonntag dann der 16. April ist, fällt der orthodoxe Ostersonntag 2017 eben auf den 16. April.

 

Um Ihnen die komplizierte Rechnerei zu ersparen, hier die Daten für das Osterfest der kommenden Jahre:

 

 

Orthodox

 

Westlich

2017

16.

April

 

16.

April

2018

8.

April

 

1.

April

2019

28.

April

 

21.

April

2020

19.

April

 

12.

April

2021

2.

Mai

 

4.

April

2022

24.

April

 

17.

April

 

 

Und wenn Sie ein bisschen weiter voraus schauen möchten. Hier gibt es einen ganz genauen Osterrechner!

 

Das griechische Osterfest

Ostern ist in Griechenland das wichtigste Fest.

Wie sonst höchstens während der zweiwöchigen Sommerferien, strömen die Städter zurück in ihre Heimatdörfer.

 

Strenggläubige orthodoxe Christen beginnen die Vorosterzeit ab dem Rosenmontag, der in Griechenland καθαρη δευτερα, also reiner Montag heißt, mit der 40-tägigen Fastenzeit.

 

In dieser Zeit ist kein Fleisch und Fisch erlaubt, keine Milchprodukte, keine Eier und Öl nur an den Wochenenden, außer wiederum am Karsamstag. Reis, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Gemüse, Oliven, Obst und Nüsse stehen auf dem Speiseplan.

Blutlose Meerestiere, wie Tintenfische, Muscheln und Oktopus sind erlaubt am 25. März, dem Nationalfeiertag und In der letzten Woche vor Ostern, der Karwoche, dürfen auch diese Nahrungsmittel nicht mehr gegessen werden, ebenso auch keine Milchprodukte.

 

Nicht alle orthodoxen Christen halten sich so streng an den Fastenplan.

Oftmals wird auf Fleisch verzichtet und auf Milchprodukte, und auf Öl erst in der Karwoche.

 

Auf dem Land bekommt man in den letzten 2-3 Wochen vor Ostern auch keine frischen Hühnereier mehr zu kaufen, die werden dann nämlich fleißig von den Hausfrauen gesammelt, damit sie in großer Zahl rot eingefärbt werden können. Schließlich sollen sich die Teller an Ostern unter der Last biegen und jeder Besucher wird mindestens ein rot gefärbtes Ei geschenkt.

Auch an die örtliche Kirche werden zum Karsamstag Eier gespendet, die dann in der Osternacht an die Besucher verschenkt werden.

 

Die Karwoche, die μεγαλη εβδομαδα, also die hohe Woche, oder auch große Woche, beginnt am Montag vor Ostern und endet am Samstag um Mitternacht, wenn die Auferstehung von Jesus Christus verkündet wurde.

Jeden Abend findet in der Kirche nun ein großer Gottesdienst statt und in manchen sehr traditionellen Dörfern läutet in der Karwoche jeden Abend die Totenglocke.

 

Kardienstag

 

In der Messe am Dienstagabend geht es unter anderem um die Sünderin, die Jesu Füße salbte, aus Lk 7,36-50,

das Matthäusevangelium 22, 15; 23, 39 und das Gleichnis der zehn Jungfrauen, Matthäus 25.

 

 

Außerdem natürlich die berühmte Hymne der Kassiani:

 

Kassiani war eine byzantinische Dichterin des 9. Jh. n. Chr. Sie verliebte sich in Kaiser Teophilos. Weil er sie nicht als Frau erwählte, wurde sie Nonne, um ihr weiteres Leben der Anbetung und Lobpreisung Gottes zu widmen.

 

Die Mutter von Kaiser Theophilos, hatte 820 n. Chr. der Familientradition gemäß, die schönsten und bekanntesten Töchter des Reiches zur Brautschau zu Hof geladen.

 

Zwölf schöne Jungfrauen aus dem ganzen byzantinischen Reich folgten dem Aufruf und kamen in den Palast, eine von ihnen war Kassiani, die Dichterin.

Nach der Begrüßung durch die Mutter des Kaisers, Euphrosyne, befahl ihm diese, einen goldenen Apfel der Jungfrau zu geben, die er zu seiner Ehefrau wählen würde.

 

Der junge Kaiser war von der Schönheit Kassiani geblendet. Um ihre Intelligenz zu testen fragte er sie: „Von dem Weib gingen die schlechten Dinge aus?“, gemeint als Anspielung auf Eva und die Erbsünde.

Aber Kassianis Antwort verschlug dem jungen Kaiser die Sprache, denn sie antwortete im Gegenzug: „Ja, aber auch das Beste und Edelste entspringt dem Weibe“, in Anspielung auf die Jungfrau Maria und die Geburt Jesus Christus.

 

Diese kluge Antwort aber, nahm Teophilos ihr übel, und um sie zu bestrafen, gab er den goldenen Apfel der schönen, aber bescheidenen Theodora.

Karmittwoch

 

In der Mitte der Karwoche ist die Abendpredigt der Vergebung und der Umkehr gewidmet.

Die Geschichte der Sünderin, die Jesu Füße salbte, steht im Vordergrund. Im Anschluss an die Messe, bekommen die Gläubigen ein Stück Watte, welches sie in Öl eintauchen und damit ihre Stirn bekreuzigen, um Vergebung für ihre Sünden zu bekommen, damit sie nach der Beichte am Gründonnerstag den Segen des Pfarrers bekommen.

 

Gründonnerstag

 

 

Der Gründonnerstag ist einer der bedeutendsten Tage der griechischen Osterwoche, da an diesem Tag die zwölf Evangelien, die die Leiden Gottes beschreiben, vorgelesen werden.

Nach dem sechsten Evangelium gehen alle Lichter der Kirche aus und die Gläubigen zünden Kerzen an.

Unter dem Gesang der altgriechischen Psalme verfolgen sie die nachgestellte Kreuzigung Jesu.

Symbolisches Hämmern der Nägel und das anschließende Aufstellen des Kreuzes mit dem Leib Christ in der Mitte der Kirche, während die letzten 6 Psalme gesungen werden, sorgen für eine stark emotionale Atmosphäre.

Frauen, ältere und junge, ebenso wie junge Männer, verbringen diese Nacht in der Kirche, um dem Gekreuzigten Jesus Christus die letzte Ehre zu erweisen, und um den hölzernen Sarg mit Hunderten von weißen und roten Blüten zu bestecken, die zum Teil aus den Gärten der Gläubigen stammen.

 

Karfreitag

 

Am Morgen des Karfreitag wird dann das Kreuz mit dem symbolischen Körper des Jesus Christus auf diesen Sarg, den Epitafos, gelegt.

Wenn dann am Karfreitag der symbolische Leib Christi vom Kreuz abgenommen wird, und in ein Tuch eingeschlagen auf den Sarg gelegt wurde, wird dieser Sarg während des Gottesdienstes einmal um die Kirche getragen, symbolische für den Tag bis zur Auferstehung.

Unter dem hocherhobenen Sarg gehen die Gläubigen dann hindurch und nehmen von den Blüten mit, die für das Reine und die Gesundheit stehen.

Der Karfreitag ist stimmungsmäßig ein trüber Tag. Die orthodoxen Kirchen haben einen ganz bestimmten Glockenton, um die Gläubigen zu informieren, wenn jemand gestorben ist. Dieder Glockenton, der sehr düster klingt, wird nun von Freitagmorgen bis Samstagabend alle 5 Minuten geläutet. So wird den Gläubigen die Wartezeit verdeutlicht, die noch bis zur Auferstehung vergehen wird.

 

Karsamstag

 

Am Karsamstag Morgen dann, nehmen die Gläubigen in der Kirche dann das symbolische Brot (Leib Christi) und den Wein (Blut Christi) entgegen und wünschen sich „Kali anastasi“ (Gute Auferstehung).

 

Abends versammeln sich dann alle zur großen Auferstehungsmesse in der Kirche. Niemals im Jahr sind die Kirchen so voll. Dicht gedrängt stehen und sitzen die Gläubigen in der Kirche und außerhalb. Man kleidet sich festlich.

Die Kinder haben seit Wochen in Schulen und Kindergärten die Osterkerzen (Lampada) vorbereitet.

Bunt verziert, mit Schleifen und Bändern versehen und oft mit glücksbringenden Symbolen versehen.

Diese Kerzen bringen sie mit in die Kirche. Andere Gläubige kaufen ihre Kerzen in der Kirche.

Nun warten alle auf den großen Moment der Auferstehungsverkündigung.

 

Verschiedene Psalmen werden gesungen.

 

 

Kurz vor Mitternacht werden alle Lichter in der Kirche gelöscht. Ein bis zwei spannende Minuten vergehen, bis das altgriechische „Defte, lavete fos“, (Kommt und bekommt Licht) gesprochen wird.

Der erste, der es schafft, seine Kerze am heiligen Licht des Pfarrers zu entzünden, schätzt sich besonders glücklich und so entsteht meist ein ziemliches Durcheinander, bis nach und nach das heilige Licht an alle Gläubigen weitergegeben wurde.

Um Mitternacht erklingt dann endlich der erlösende Psalm, der die Auferstehung von Jesus Christus verkündet, begleitet von einem aufgeregten Läuten der Kirchenglocken und einem echten Freudenfeuerwerk mit Leuchtraketen und in den kleineren Dörfern teils auch noch Gewehrschüssen.

 

Christos anesti ek nekron

Thanato thanaton patisas

Kai tis en tis mnimasi

Zoin charisamenos

 

Christus ist auferstanden

Mit seinem Tode hat er den Tod besiegt

Und denen, die in den Gräbern waren

Das Leben geschenkt

 

Dreimal wird dieser Psalm gemeinsam gesungen, man umarmt sich und spricht dabei die Worte „Christos anest“, also Christus ist auferstanden, oder auch „Alithos anesti“ (Er ist wirklich auferstanden). 

In manchen Dörfern wird dann auch noch symbolisch eine aus Stroh gefertigte Puppe für den Verräter Judas verbrannt.

 

Bevor man sich trennt und alle nach Hause gehen, wird in vielen Gegenden bereits an der Kirche durch das Verteilen und „Anschlagen“ der rot gefärbten Ostereier, das Brechen der Fastenzeit eingeleitet.

 

Wessen Ei unbeschädigt bleibt, dem soll im folgenden Jahr Glück und Gesundheit verheißen sein, so dass sich die Anspannung des Abends oft unter viel Gelächter auflöst.

 

Dann wünscht man sich noch das typische „Chronia polla!“, welches man an jedem Fest- und Feiertag in Griechenland hören kann. Es bedeutet „Viele Jahre“.

Zuhause dann, im Familienkreis, wird noch in der Nacht, endgültig mit der traditionellen Ostersuppe, der „Magjiritsa“, die Fastenzeit beendet. 

 

In der Vorbereitungszeit auf Ostern wurden in den Familien nicht nur die Osterkerzen vorbereitet, sondern auch, je nach Größe des Familienverbandes dutzende bis hundert Eier traditionell rot gefärbt. Auch heute noch haben sich die kunterbunt gefärbten Ostereier in Griechenland nicht durchsetzen können. Das Rot symbolisiert das Blut Christi und steht für Leben.

 

Außerdem wurden die süßen Osterbrote gebacken, die „Tsoureki“, die aus Hefeteig bestehen und die griechischen Osterkringel, die „Koulourakia“.

 

Lämmer und Ziegen wurden geschlachtet, oder beim Metzger vorbestellt, aus Innereien und den Därmen derselben wurden große  Fleischspieße vorbereitet, „Kokoretsi“ genannt, die dann am Sonntag, zusammen mit Lämmern und Zicklein, über der Holzkohle gegrillt werden.

 

 

 

 

 

 

Auch heute noch kommt es vor, dass man durch Dörfer fährt und am Ostersonntag Plätze findet, wo 10-20 Lämmer gleichzeitig gegrillt werden.

Dann nämlich wenn sich große Familien oder Nachbarn zusammen getan haben, um das Osterfest gemeinsam bei Musik, Gesang und Tanz zu feiern.

Video-Totenglocke Karsamstag und Auferstehung

Der Frühlingsvollmond ist im gregorianischen Kalender ein jährlich wechselnder Tag, der zwischen dem 21. März und dem 19. April liegt.

Ostern wird dann an dem nachfolgenden Sonntag gefeiert.

 

Um also nun das genaue Datum für Ostern berechnen zu können, benötigt man das Datum des Frühlingsanfangs, den ersten

 

Frühlingsvollmond nach Frühlingsanfang und dann noch den ersten darauf folgenden Sonntag!

Was für eine komplizierte Rechnerei, um das Osterdatum herauszufinden!

Hierfür gab es dann im Mittelalter eine Osterrechnung, die sogenannte computus paschalis.

 

Dann hätten wir da noch die von Carl-Friedrich Gauß im Jahr 1800 erstmals veröffentlichte Gaußsche Osterformel anzubieten, in der Gauß den Oster-Algorithmus als einen Satz algebraischer Formeln beschreibt.

Eine weitere Osterformel wurde dann noch 1876 von Spencer Jones entwickelt.

 

Und all diese Berechnungen führen dazu, dass es in der westlichen Kirche insgesamt 35 verschiedene mögliche Termine für den Ostersonntag geben kann!

Von frühestens dem 22. März bis zu spätestens dem 25. April.